Grünes Brett Chemnitz

„Der Kletterpilz am Ende der Welt. Kindheiten in der Folgelandschaft“ (Lesung) und „Sonne Unter Tage

So 15.12.2024, 15:00 – 17:00 Uhr
Clubkino Siegmar
Zwickauer Str. 425
Kunstsammlungen Chemnitz NEW ECOLOGIES Gegenwarten II
Film und Lesung zu ostdeutschen Landschaften schließen die Ausstellung NEW ECOLOGIES ab. Der essayistische Film Sonne unter Tage thematisiert den Uranabbau in Sachsen und Thüringen zu Zeiten der DDR. Alexander Wagners und Elisabeth Text „Der Kletterpilz am Ende der Welt. Kindheiten in der Folgelandschaft.“, fängt das Aufwachsen nach der Wende als persönliche aber auch kollektive Erfahrung ein.

Film: Sonne Unter Tage (DE 2022, 39 Minuten)SONNE UNTER TAGE ist ein essayistischer Film, der den Uranabbau in Sachsen und Thüringen zu Zeiten der DDR thematisiert. […] Auf Grundlage von Gesprächen mit umweltpolitisch engagierten Aktivist*innen, Anwohner*innen, und ehemaligen Bergarbeitern entspinnt sich in dem Film eine ökologisch-politische Bestandsaufnahme, die dem Element Uran in lokalen Bergbaumuseen, in Archivmaterialien, unter Tage und in den heute sanierten Landschaften nachspürt. Uran wird in dem Film dabei als Stoff thematisiert, der immer wieder an den Ort und die Umstände seiner Extraktion zurückkehrt. Als Krebs in den Lungen der Arbeiter*innen, in Form der Wolke, die im April 1986 aus Tschernobyl herüberweht oder unter der Deckschicht der mit Gras bewachsenen Halden. Dadurch wohnt Uran etwas Geisterhaftes inne, das zyklisch wiederkehrt und auf eine Zeitlichkeit verweist, die weit über das menschliche Maß hinausgehtund auf die Unabschließbarkeit des Atomzeitalters verweist. (Mareike Bernien/Alex Gerbaulet, 2022)
Lesung: Der Kletterpilz am Ende der Welt. Kindheiten in der Folgelandschaft.Elisabeth Heyne und Alexander Wagner lesen aus Ihrem Text „Der Kletterpilz am Ende der Welt. Kindheiten in der Folgelandschaft.“ Darin beschreiben sie Ihr Aufwachsen nach der Wende als persönliche, und gleichzeitig auch als kollektive Erfahrung. Sie fangen die Entwicklung eines Landes, von Familien, Natur und Landschaft ein und zeigen, dass diese nicht voneinander zu trennen sind. Strahlende Pilze schießen neben pilzförmigen Klettergerüsten aus dem Boden. Neue Philips-Fernseher ziehen in VEB-fabrizierte Schrankwände ein. Erst baut man Kohle und Erz ab, dann Arbeitsplätze. Landschaften werden abgebaggert, verlassen, natürlich oder künstlich geflutet. Pflanzen und Tiere finden einen Lebensraum in den neuen Landschaften.
Der Text erschien im Sommer 2024 als Teil des Sammelbands „Ostflimmern. Wir Wende-Millenials“ beim Mitteldeutschen Verlag. Zuvor sendete der Deutschlandfunk den gemeinsamen Audio-Essay „Hühner, Kohle, Kernkraftwerke. Gibt es ein ostdeutsches Anthropozän?“ über die Spuren, die Industrie, Energiepolitik und Umweltschäden der DDR in den ostdeutschen Böden hinterlassen haben.
Elisabeth Heyne wurde 1988 in Görlitz geboren und leitet als Literaturwissenschaftlerin das Projekt „Natur der Dinge. Eine partizipative Sammlung des Anthropozäns“ am Naturkundemuseum Berlin. Die Sammlung aus alltäglichen Dingen, die vom menschlichen Einfluss auf die Natur erzählen, kann von allen gefüllt werden. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt sie sich mit Wissenschaftskommunikation und Wissensgeschichte sowie mit Konzepten von Sammlungen, Natur und Kultur im Anthropozän, u.a. in Ostdeutschland.
Alexander Wagner wurde 1987 in Hoyerswerda geboren und hat über die Kontinuitäten des deutschen Kolonialismus im Nationalsozialismus promoviert. An der Bergischen Universität Wuppertal forscht und lehrt er unter anderem zu ostdeutschen Körperkonzepten sowie zur Energiekultur. Mit Künstler:innen und Wissenschaftler:innen arbeitet er als freier Kurator zusammen, wie beispielsweise beim Projekt Ostschule, das 2023 nach Freiberg und Bielefeld auch in Chemnitz Station machte.
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